Freitag, April 26, 2024
 

«Eigentlich sollten Generika in der Schweiz als die besseren Medikamente angesehen werden»

Interview Dr. Axel Müller

Vita-OTC: Was motivierte Sie, neuer Geschäftsführer des Branchenverbands Intergenerika zu werden?

Dr Axel Müller: In meiner Karriere habe ich immer wieder neues Terrain betreten – und diese Herausforderung hat mich besonders gereizt. Ich kenne die Pharma- und Generikabranche in allen Facetten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Meine 30-jährige Erfahrung im Generika-Segment bei führenden Unternehmen wie Aenova, Acino oder Aceto in den Positionen General Management, Entwicklung, Zulassung, Herstellung und Marketing will ich jetzt für den Erfolg von Generika in der Schweiz einbringen. Als promovierter Apotheker liegt mir dabei das Wohl der Patienten besonders am Herzen.

Wie kamen Sie zum Apotheker-Beruf?

Noch immer habe ich den Geruch präsent, der mich als Kind schon beim ersten Besuch einer Apotheke fasziniert hatte. Der vom Apotheker damals verabreichte Hustensaft zeigte sofortige Wirkung bei mir – dieses prägende Erlebnis bestimmte meine Berufswahl. Meine Leidenschaft für Arzneimittel geht jedoch über die tägliche Arbeit hinaus. Zusammen mit meiner Frau, die ebenfalls Apothekerin ist, liegt mir die ordnungsgemässe und nachhaltige Versorgung der Bevölkerung mit Qualitätsmedikamenten am Herzen. Wir dürfen diese nicht als gottgegeben hinnehmen, sondern müssen angesichts der wachsenden Herausforderungen für die Branche und dem zunehmenden Kostendruck um deren Erhalt kämpfen.

Was zeichnen Generika in der Schweiz im internationalen Vergleich aus?

Die patentfreien Qualitätsarzneimittel werden hierzulande teilweise noch unterschätzt. Eigentlich sollten Generika in der Schweiz als die besseren Medikamente angesehen werden, weil die Entwicklung von Originalen oft zehn bis zwanzig Jahre zurückliegt. Zudem haben sich die Möglichkeiten, moderne Arzneimittel herzustellen, in dieser Zeit dank neuer Technologien und Erkenntnisse laufend weiterentwickelt. Generika bieten neuere, patientenfreundlichere Verpackungen und eine teilweise verbesserte Galenik. Und das noch zu einem günstigeren Preis!

Wie steht es um unsere Gesundheitsversorgung im internationalen Vergleich?

Die verschiedenen Medikamentenpreissysteme haben in Europa zu grossen Unterschieden in der Patienten- und Medikamentenversorgung geführt. Anders als in der Schweiz, wo noch Wahlfreiheit herrscht, sind Patienten in Ländern mit dem Billigstprinzip mit aufoktroyierten Medikamentenwechseln konfrontiert. Angesichts dieser im Ausland gemachten Erfahrungen muss man sich ernsthaft fragen, ob die Schweiz ihre Wahlfreiheit bei Medikamenten wirklich aufgeben will. Ich kenne die damit verbundenen Nachteile aus ganz persönlicher Erfahrung, ist doch meine Mutter in Deutschland eine der Millionen von Patientinnen und Patienten, die mit den nach dem Billigstprinzip und nicht nach den individuellen Bedürfnissen des jeweiligen Patienten verursachten Medikamentenwechseln konfrontiert sind. Gerade bei älteren Menschen, die gleichzeitig mehrere Medikamente einnehmen müssen, können erzwungene Medikamentenwechsel erfahrungsgemäss zu grossen Problemen führen.

Wofür setzen Sie sich bei Intergenerika ein?

Das Schweizerische Gesundheitssystem ist eine grosse Errungenschaft, die es zu verteidigen gilt. Als Geschäftsführer bei Intergenerika setze ich mich auch angesichts der Tatsache, dass der Anteil der Medikamentenkosten an den Gesamtgesundheitskosten kontinuierlich abnimmt, für den Erhalt des bestehenden Systems und gegen die Einführung des Festbetragssystems ein. Ich setze auf den Dialog mit allen Stakeholdern, um dieses Bewusstsein weiterzuentwickeln und breite Unterstützung zu gewinnen.

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