Freitag, April 19, 2024
 

«Dieser Winter könnte sich als besonders schwierig erweisen»

Amoxicillin, Oxycontin, Paracetamol, Varilrix, Dukoral… Das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) listet auf seiner Internetseite die aktuellen Lieferengpässe bei Medikamenten und Impfstoffen auf. Wie sieht die Situation heute insgesamt aus? Antworten auf diese Fragen gibt Thomas Grünwald, Sprecher des BWL.

Vita-OTC: Wird die Schweiz in diesem Winter mit Engpässen bei der Versorgung mit Medikamenten zu kämpfen haben?

Thomas Grünwald: Versorgungsengpässe bei Arzneimitteln sind ein wachsendes und globales Problem, das auf verschiedene komplexe Faktoren zurückzuführen ist. Engpässe können z. B. auf fehlende Transportkapazitäten, Rohstoffmangel oder auch wirtschaftliche Gründe zurückzuführen sein. Der Mehrverbrauch der von Covid betroffenen Wirkstoffe konnte inzwischen von den Unternehmen gedeckt werden und die Versorgungslage ist die gleiche wie vor COVID. Es gab und gibt aber aufgrund von Covid Probleme entlang der Lieferketten, die in den logistischen Planungen der Unternehmen berücksichtigt werden müssen.

Die wirtschaftliche Landesversorgung verfolgt die Versorgungslage weiterhin aufmerksam und analysiert sie, um im Bedarfsfall schnell eingreifen und gegebenenfalls die notwendigen Maßnahmen anordnen zu können.

Der nächste Winter könnte besonders schwierig werden, wenn im Rahmen der normalen Lage eine neue Covid-19-Welle und zusätzlich eine Grippewelle zu bewältigen sind, zu der noch allgemeine Schwierigkeiten aufgrund der Energiekrise und des Krieges in der Ukraine hinzukommen könnten. Der Markt ist bereits mit begrenzten Lagerbeständen, langen Lieferzeiten und schwierigen logistischen Bedingungen konfrontiert. Zusätzliche Probleme durch den Abbau von Produktionskapazitäten im Ausland und in der Schweiz, insbesondere aufgrund von Gasknappheit und Energieknappheit, könnten zu vermehrten Versorgungsstörungen führen. Wir werden diese Entwicklungen aufmerksam verfolgen. Die Arzneimittelmeldestelle führt auf dieser Website eine ständig aktualisierte Liste der lebensrettenden Arzneimittel, bei denen Versorgungsstörungen festgestellt wurden.

Welche Medikamente werden am stärksten betroffen sein?

T.G : Im Allgemeinen ist die Lage bei parenteralen Antiinfektiva und oralen Opioiden mit verzögerter Wirkstofffreisetzung angespannt, und es werden Produkte aus dem Pflichtlager verwendet. Welche weiteren Produkte derzeit aus der Pflichtlagerhaltung auf dem Markt bereitgestellt werden, entnehmen Sie bitte unserer Publikation zu Versorgungsengpässen. In der Regel haben die Pflichtlager eine Lebensdauer von etwa drei Monaten.

Welche Ratschläge können Sie den Schweizer Apothekern geben, um mit Lieferengpässen umzugehen?

T.G : Apotheken gehören zum Zielpublikum der Publikationen unserer Meldestelle. Die Listen dienen zur Information über aktuelle Versorgungsstörungen und deren Entwicklung sowie über alternative Therapien. Daher empfehlen wir Apotheken, die diese Listen noch nicht nutzen, dies zu tun, um sich zu informieren. Eine eigene angepasste Lagerhaltung für die wichtigsten Produkte kann helfen, längere Lieferzeiten zu überbrücken. Wenn man Patienten mit chronischen Therapien früh informiert, dass sie sich rechtzeitig Nachschub besorgen sollen, kann ihnen das die nötige Zeit verschaffen, um die beste Lösung für sich zu finden.

Lesen Sie unseren Artikel über mögliche Lieferengpässe bei Arzneimitteln, indem Sie auf diesen Link klicken.

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